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«300 m» heißt ein neues Fotobuch, das sich wie der Titel schon sagt ausschliesslich den 300m-Schiessanlagen der Schweiz widmet.
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300 m beträgt die Distanz, über die jeder militärpflichtige Schweizer Bürger einmal pro Jahr mit seiner persönlichen Waffe zwanzig gezielte Schüsse abfeuern muß. Die Gemeinden sind verpflichtet, dieses «Obligatorische» genannte Pflichtschießen zu ermöglichen, weshalb jedes Dorf und jede Stadt eine Schießanlage unterhält, betrieben von lokalen Schützenvereinen- und Gesellschaften. Diese eidgenössische Besonderheit ist jedoch mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit immer mehr in Konflikt geraten: Gemeinden dehnen ihre Bauzonen bis an die Zielscheiben aus, Anwohner wehren sich gegen Schießlärm, Umweltverbände reklamieren Blei im Boden und der Mitgliederschwund nagt an den Vereinen. Zudem werden kostspielige Sanierungsmaßnahmen politisch nicht mehr vorbehaltlos akzeptiert. Zahlreiche Schießstände mußten in den letzten Jahren bereits geschlossen oder zusammengelegt werden . Die Schützen sehen sich gezwungen, ihren Standort in der schweizerischen Gesellschaft neu zu definieren.
Vor diesem Hintergrund hat der Künstler und Fotograf Rudolf Steiner die helvetischen Schießanlagen in einem düsteren Schwarzweiß fotografiert als wären es Spuren eines längst vergangenen Krieges: verlassene Schützengräben, überwachsene Verbauungen, seltsame Türen und Treppen, die direkt ins Erdreich führen - aber auch die durchlöcherten Standnummern, die vor dunklen Waldrändern stehen wie das Display einer riesigen Rechenmaschine und zu Zeichen werden einer Landschaft im permanenten Belagerungszustand.
Für den «fremden» Blick haben diese Elemente durchaus ästhetische und humorvoll surrealistische Reize. Dieser Meinung war jedenfalls die Kunstkommission der Stadt Bern, als sie auf der Suche nach «Kunst im öffentlichen Raum» für die Neueröffnung der sanierten städtischen Schießanlage Riedbach auf Steiners Fotoprojekt stieß. Das Buch, so die Kunstkommission, leiste Vermittlungsarbeit auf einer Ebene, die kein baulicher oder skulptureller Eingriff im selben Maß erreicht hätten: das Buch zeigt den Schützen das Gewohnte und Gewöhnliche mit anderen Augen und erreicht gleichzeitig über den Buchhandel ein internationales Publikum. Die Schwierigkeit dürfte allerdings sein, das Buch in den alltäglichen Betrieb der Schiessanlage Riedbach zu integrieren, sprich: den Schützen auch wirklich schmackhaft zu machen. Doch die Chancen dafür stehen gut.
Dafür sorgt nicht zuletzt der Berner Fotohistoriker Markus Schürpf mit seinem Textheft zum Buch. Er untersucht darin den kunsthistorischen und gesellschaftspolitischen Hintergrund von Schießen und Fotografieren denn die Ähnlichkeit der beiden Tätigkeiten ist nicht nur sprachlicher Natur wie die Redewendungen «ein Foto schießen» oder «Fotosafari» belegen, sondern schlägt sich auch in zahlreichen technischen und kulturellen Analogien nieder.
T.B.
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Sonderausstellung:
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Vom 27. März bis zum 1. September 2002 findet zudem im Schweizerischen Schützenmuseum, Bernastrasse 5, 3005 Bern, eine Sonderausstellung mit Fotografien aus dem Buch 300 m von Rudolf Steiner statt.
Eröffnung: Dienstag, 26. März 2002 19 Uhr.
Oeffnungzeiten: Mo geschlossen Di-Sa 14-17 Uhr/ So 10-12, 14-17 Uhr
www.schuetzenmuseum.ch
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