im vorfeld der 3. stellvertretung steigen leise zweifel in mir hoch. ich frage mich, wo diese offiziellen stellvertretungen letztendlich hinführen. macht es sinn, im namen von haus am gern etwas zu tun, was das haus am gern eigentllich gar nicht tun will.
muss das, was das haus am gern nicht will, denn vertreten sein? und wenn, wie soll es vertreten sein?
mir schien das ganze ein wenig heuchlerisch und anpasserisch. ich bemerkte, dass ich nicht nur aufträge blind ausführen mag, sondern für das wohlergehen meiner klienten einstehen will. die stellvertretungen sollen nicht dazu da sein, die eingefahrenen strukturen meiner klienten noch zu zementieren oder halbherzig aufrecht zu erhalten.
sicher, ich freutemich auf biel und die besichtigung des centre pasquart, doch als ich in bern umsteigen sollte, war mir plötzlich klar:
ich breche aus.
ein sekundenentscheid an dem ich nicht zweifelte, weil mir plötzlich ganz wohl wurde. sanft erwachte meine widerstandskraft und zielstrebig steuerte ich die nächste post an, von dort meldete ich das haus am gern per fax für die besichtigung des centre pasquart ab. das haus am gern hat mir am abend zuvor offiziell bestätigt, dass es in biel (wo es im mai 2000 auf einlading hinziehen wird) noch offener, spontaner, radikaler und eigenständiger werden will. dementsprechend formulierte ich den fax auf einem werbeblatt der post.
"kampf dem offiziellen kunstterror, - wir machen uns frei!" oder "sprengt das centre pasquart in tausend stücke!"
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am anfang, als ich beim bubenbergplatz um die ecke, über die geleise hoch, durch die länggasse, am unitobler und alten erinnerungen vorbei, auf der brücke stand und den unter mir vorbeibrausenden autos nachschaute, war mir alles so weit und ich hielt die augen offen. an einem kiosk kaufte ich mir noch ein pack nastücher und einen 10er kaugummi.
die sonne schien an einem föhnig klaren himmel, an dem erste stränige wolken aufzogen.
meine augen suchten erste zeichen der zerstörung, und als ich im wald war, war mir klar, wer am besten zerstört. wir menschen sind schlechte zerstörer, dachte ich mir. einen waldlasterbagger, der sich baumstämme auferlegte, musste ich fotografieren und hoffte auf mehr.
ich malte mir aus, wie der fax wohl angekommen ist und aufgenommen wurde. stand das haus am gern jetzt im zwielicht, dachte man in biel jetzt an einen kampf der häuser und sah das frisch gestylte pasquart bedroht in seinem hochglanz.
wer weiss in biel schon, was sich alles im haus am gern verbirgt und der stellvertreter scheint bedrohlich zu schwanken zwischen anpassung und widerstand, - eine gefährliche borderline persönlichkeit. bestimmt, der rudolf (ruedi) steiner könnte keiner fliege leid zufügen, doch die barbara cesta meyer, wenn die leitung klemmt und die kommunikation gestört ist, dann kann der funken springen und...knall, schall und rauch.
in frieswil wollte ich essen, klemmte mich zwischen einen holzbank und holztisch, musterte die wirtin und bestellte nur einen kaffeefertig. die alpen glühten am horizont und ich trug die innere wärme in den eisigen gegenwind.
biel 24 km.
auf der überlandstrasse gab es wenig verkehr. ich liess mir den ersten regentropfen auf die nase fallen, doch bis dahin, wiesen, wald, eine zuckerfabrik, hundert traktoren mit rübenwagen, ein dorfparkplatz, windige gedanken, getrübte sicht, asphalt, morast und schwere schuhe.
mir summten einige schöne schlager im ohr "südlich von mir, südlich ganz nah bei mir, meine gedanken verliern..", oder "susanna, susanna, ich hau dich in die pfanna..", oder "irgendwo fängt der weg zum himmel an..", nie zu lang, und immer wieder von vorne.
ich war satt von der luft, der regen machte mich nicht wirklich nass, dann noch mal hoch und runter und biel lag an einem hauch von see in griffweite.
ende
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