"Zur Entstehungsgeschichte von Haus am Gern"
Ein Vortrag anlässlich des Besuches der Berner Fachschaft für Kunstgeschichte
der Universität Bern

Haus am Gern ist ein Unternehmen nach allen Regeln der Kunst. Das Haus hat im Kunstbulletin 2/01 eine Stelle für einen Art Process Inspector ausgeschrieben.

Die Firma TONHOF AG für die Repräsentation des zeitgemässen Unternehmens hat die Ausschreibung gewonnen und die Stelle mit Herrn Dr. Peter Vittali bekleidet. Haus am Gern ist ein Gemeinschaftsprojekt von Rudolf Steiner und Barbara Meyer Cesta. Haus am Gern befindet sich zum Zeitpunkt der Performance im ehemaligen Atelier des Malers Léo Paul Robert in Biel. Dieses Haus ist als historisches Gebäude der Schweiz registriert.

Die Berner Fachschaft für Kunstgeschichte besucht anlässlich einer Exkursion Haus am Gern. Als Art Process Inspector entschliesse ich mich, das Haus am Gern in der Form des Vortrags zu porträtieren.
 

Material: Stehpult aus Holz, lackierte Holzplatten, Sitzgelegenheiten aus Dachlatten und weisser Dispersion, Diaprojektor mit Überblendtechnik DVD-Player, Lautsprecher; Tonmaterial: Life-Stimme, männliche Stimme Tonband, weibliche Stimme Tonband, Musikaufnahmen vom Haus am Gern Worship Orchestra.

Stimme männlich ab Band
Kirchen wurden im Mittelalter ganz anders genutzt, als wir uns das heute vorstellen. Der Bischof von Notre Dame de Paris hat 1245 anlässlich des Kreuzzuges versucht diese Festivitäten auszuräumen. Da erfahren wir von den Spässen der Chorknaben, die zuweilen Gottesdienstparodien anstimmten und Schuhsohlen anstatt Weihrauch verbrannten, mitten in der Kirche ein Grillfest veranstalten usw.

Die Strassenmädchen stritten sich um den besten Pfeiler und leisteten grosszügig Spenden beim Wiederaufbau der Kirche.
Anstoss nahm man aber daran, dass die Marktbesucher den Weg zum Strassburger Saumarkt abkürzten, indem sie durch das Querhaus der Kathedrale mitsamt dem Viehzeug zogen; das störte den Autor aber nur deshalb weil man sogar während dem Gottesdienst das Grunzen und Quieken der Schweine mitanhören musste.
Hier an dieser Stelle pflegt das Haus am Gern Worship Orchestra zu spielen, das vor einiger Zeit gegründet wurde.
 
Ein wunderbar krummes Rund. Ich glaube, der zurückgelassene Stuhl macht uns scherzhaft klar, wie vergänglich Zeit und Universum sind, und ausserdem bekommt man von dort aus einen besseren Eindruck vom Dachgerüst. Ich halte das für eine bemerkenswert Konstruktion und wenn Sie nach Roggwil-Wynau, dem Entstehungsort von Haus am Gern kommen, sollten Sie sich das unbedingt anschauen.
Stimme weiblich ab Band
Das Erkennungsmerkmal ist die Szene im Hintergrund. Vier kräftige Arbeiter errichten das Gerüst des primitiven Hauses. Sie haben bereits einige Werkzeuge wie Nägel Hämmer und Sägen aber sie verwenden noch immer unbehauene Baustämme und das ist genau das, was Vitruv und viele seiner Renaissance-Nachfolger über die früheste technologische Phase der menschlichen Kultur berichten. Haus am Gern befindet sich genau in dieser Tradition

Stimme männlich live
Ist das Glas halb voll
oder halb leer

Stimme männlich ab Band
... Haus am Gern pointiert die Vergegenwärtigung primitiver Bedingungen und die Verschiebung von einer dionysischen zu einer pastoralen Deutung.Ich bringe das Material in Bewegung.

Die am häufigsten angewandte Methode der zeitgenösischen Kunst könnte man als die Neu-Deutung antiker Bilder nennen. Diese Bilder wurden entweder mit einem neuen symbolischen Gehalt weltlichen, doch entschieden nichtklassischen Charakters versehen, oder es wurden ihnen spezifisch christliche Vorstellungen unterlegt.
Stimme männlich live
Die kauernde Gestalt im Hinterrgrund - von Haus am Gern - wahrscheinlich als Pan Zitat gedacht, zieht lächelnd drei Zwiebeln aus ihrem Knappsack (Vasaris zaino) in dem sie eine kleine Panflöte aufbewahrt
Stimme weiblich ab Band
Ich bringe das Material in Bewegung.
 
Ich bewege mich mit dem Material.
 
Ich bewege mich mit dem Material in Bewegung.
 
Das Material bewegt sich mit mir.
 
Der schüchterne Blick,
 
Aus der Bewegung heraus beiläufig.

Stimme männlich live
Wir haben ein Problem im Westen: Wenn ich morgens aufwache,
bin ich schon unzufrieden.

Wie nach der Einführung des Art Process Inspector der Nachmittag im Haus am Gern weiter ging, sehen Sie hier   >>

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