DIARY
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Subject: Intuition
Date: Wen, 14 Nov 2001 23:38:00
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als eingang würde ich vorschlage ein gitter aufzustellen mit einer türe drin, das als eine perspektivische zeichnung alles vorwegnimmt auf was man danach trifft im sinne von duchamp und dürrer und dem kloster st. urban, wobei sich der begriff der perspektive als eine flache abbildung in eine perspektive des geistes verwandeln müsste, dem sehstrahl des fuchses entsprechend die gedanken der landschaft bündeln müsste im natriumdampf der ruhenden strassenlaterne, unter der wir uns treffen nach der ausstellung, und in einem fenster das direkt in die äste lugt im zweiten raum, könnte ein glasfenster eingebaut werden, eine vitrage nach unseren angaben von robert in warschau geschnitten, in einzelteilen eingeführt und an ort zusammengefügt, ein fenster, das nach draussen führt als umkehrung des gittertores, des initialen perspektivenportales wenn man die treppe heruntersteigt. Ein Ansatz könnte sein, den Raum so zu belegen, dass der Raum genauso bestehen könnte für sagen wir hundert jahre.
Ich denke an eine Mausefalle als Gitter in der Verkürzung und in der Umkehrung der Perspektive.
Ich denke an die Jungfrau von Guadalupe und an die Spaltbarkeit der Haut
der rosenstrauss
der fuchs mit güldener schnauze
das camouflagepferd, in das ich hineinkriechen kann, falada, falada
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Subject: Intuition b
Date: Wen, 06 Feb 2002 11:29:00
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wenn wir vom sich verhärtenden verdacht des einverleibens
(mit grossem genuss eine grössere menge speise essen)
als unsere künstlerische strategie ausgehen, d.h. alles verleibt ein:
der ort die bilder und das publikum, die bilder das publikum und den ort,
und wir auch davon ausgehen, das publikum dabei gleichzeitig zu beköstigen
(besagt meist, dass dies mit einem besonderen aufwand, einer besonderen mühe, und aus einem bestimmten anlass geschieht),
und zwar so nachhaltig, dass es seiner verdauung nicht traut und meint, die nächsten hundert jahre wieder kommen zu müssen bis es seinen sehstrahl von seinem darm unterscheiden kann, damit es sich dann im natriumdampf der ruhenden strassenlaterne, unter der wir uns treffen nach der ausstellung, vielleicht sogar an sich selber gütlich tut, sind wir ein kleines stück angekommen.
durch die glasfenster mit den von uns gestohlenen eingebrannten tags führt ja der blick nach draussen zur kriminell verfremdeten wand ihrer herkunft, welche uns mit ihrem geheimnis ausschliesst (man braucht uns um uns auszuschliessen) und damit zurück zum pferd bringt, in das wir uns einverleiben könnten im wahrsten sinne, denn wären wir bedroht, könnten wir uns schützen in diesem pferdebauch, dank einem toten leib täuschten wir den feind, wobei die spalten in der haut des säuglings an der wand hinter uns darauf hinwiesen, wie durchlässig und eigenwillig unsere eigene haut ist, die uns umgibt, schützt, ernährt, sich aber auch von uns trennt, wäre die not zu gross.
so tut der milde blick der jungfrau, der auf dem fuchs ruht, gut, wo zwar auch wir zwei hinausschauen, weil wir uns einverleiben, einblicken, einbilden liessen,
damit wir, auf dem sehstrahl der jungfrau sitzend in die ausstellung schauen, uns spiegelbildlich dem publikum zeigen, das sich wundert über den schlauen fuchs, der sich gold anverleibt hat, und in dessen bauch vielleicht eine orgel steht.
die tür, die virtuell hinein und hinausführt ohne verschlossen zu sein, aber flach ist wie die perspektivische strichzeichnung der mausefalle, wird zum dürrerzeichnungsraster, das uns anzeigt, wie sehr wir uns bemühen, gezielt zu sehen, einzuverleiben und meinen, mit einer zeichnung seis getan.
die mit andern plänen zusammen als zeichnung zu sehen ist, wenn man noch fast ahnungslos sich am geländer haltend dem fuchs nähert?
wo ist honig im felsen und wo das hemd isabelle?
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Subject: frühmorgenstund
Date: Fri, 10 May 2002 06:39:09
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nicht schlafen gegen morgen, die vögel schreien sich wieder mal die hälse lang, der kopf führt ein eigenleben, in gedanken jogge ich durch den park, über die brücke, den hügel hinauf nach Troja wo die hochhäuser stehen, durch den lichten wald, durch die reben und weiter am billy vorbei über die autobahn ohne müde zu werden, aber eigentlich möchte ich schlafen. das karussel war gestern nicht offen. die voodoopferde warten dort im dunkel. im ausstellungspark haben sie die fontänen getestet. auf der sonst leeren zuschauertribüne sass eine junge frau mit langen schwarzen haaren und hat sich während gut 20 minuten die haare gebürstet. hatte die videokamera nicht dabei und auch sonst nicht den mut, das bild festzuhalten. jetzt trinke ich kaffee und denke an unserem buch rum. die liste ist gut. wenn wir wiederum ein pastiche denken: rösslein hü ist pferd von troja ist sniperpferd; viele hunde sind des füchsleins tod sind blut sind rote rosen im winter und das jesuskind mit der dornenkrone; das geländer als laufgitter als absperrband als messlatte als wegweiser; das tor ist die falle ist dürrers perspektivenmaschine ist die ewigkeit ist die matrix ist das drahtgittermodell; das drahtgittermodell ist die schraffur auf marias gesicht ist die spaltrichtung der haut; die lampe ist die sonne ist das auge gottes des königs des staates der sicherheit der öffentlichkeit und feind der tagger und gegenteil des intimenprivaten; tagger sind in der grösstmöglichen öffentlichkeit verborgen weil sie nicht des königs sind und fürchten die lampe, die jedoch blinzelt, zwinkert mit dem auge, ist halb blind, wie das auge der maria, die uns anblickt und wir sie, der beweis ihrer existenz im auge trägt, das auge gottes des königs des staates der öffentlichkeit; deshalb zeigen die künstler auch ein video, das sie beim waffentraining zeigt - wohin blicken wir beim zielen, nach innen wie die mauern der kunsthalle? die wappenscheiben zum abschied zum jubiläum sind die ins fenster gehängten stempel der gesellschaftlichen pflichterfüllung sind spiessers tags der sippschaft sind die brandzeichen der herde; je suis au roi ist genauer als die farbe; die zeichen bevor sie zu zeichen werden aber die zeichen schon in sich tragen, die brandzeichen die tatoos in der lebendigen haut bleiben auch in der toten sichtbar, die falten, die spalten, die matrix, schliesslich die farbe des hemdes der isabelle, das die farbe der haut angenommen hat im krieg in der belagerung, und die farbe der für den krieg geeigneten pferde....
und: guten morgen!
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Subject: was ich dir noch sagen wollte
Date: Sun, 14 Jul 2002 15:37:31
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was ich dir noch sagen wollte: die thakis bzw. urpferdchen waren vor langer langer zeit in amerikas weiten öden unterwegs als ein böser winter kam und sie alle erfroren wurden bzw. nach mongolien zum bösen tschingis kahn ausweichen mussten, der mit ihnen die halbe welt eroberte und auch ein paar exemplare in spanien vergass, von wo sie mit dem schiff und dem bösen cortes hinüber nach mexiko ruderten um die heiden zu bekehren, aber das weisst Du ja schon, das mit juan diego und der maria, die ihm in gestalt einer aztekengöttin erschien, aber da waren die pferdchen schon lange über die grüne grenze als gastarbeiter nach amerika ausgewandert wo der eine oder andere indianer auf ihrem blossen rücken im akkord die bösen siedler abmurkste ehe diese den sechsschüssigen colt (colt ist englisch und heisst füllen) erfanden und auch den stacheldraht, womit die indianer und mit ihnen die wilden pzewalski-pferde, benannt nach ihrem polnischen entdecker, der sie in den weiten mongoliens als stammhalter aller wildpferde und gezähmter pferde und sowieso aller pferde erkannte und zwar im jahre 1879 wenn ich mich nicht täusche, also zur gleichen zeit, als ein gewisser edwaerd muybridge der welt bewies, dass galoppierende pferde zu einem bestimmten zeitpunkt mit allen vieren in der luft hängen - im auftrag von leyland stanford, einem der damals reichsten männer der welt , mit-erbauer der eisenbahn quer durch amerika, pferdezüchter, universitätengründer und weinbauer, der die europäischen weine übertreffen wollte, doch der grösste weinberg der welt kriegte zu warm, die ernte missriet und wurde zu brandy gebrannt, einem ausgezeichneten, wenn man den damaligen quellen trauen darf, aber eigentlich waren wir noch bei den wilden pferden in amerikas steppen, die sich an den neuerfunden stacheldrahtigen aufteilung des landes in kuhweiden die beine zerrissen, und weil die bisons schon fast ausgerottet waren, als hunde- und katzenfutter geschossen wurden in rauhen mengen, auch als tafelfleisch für die europäer, weil amerikaner damals kaum pferdefleisch gegessen haben dürften, all die alten cowboys hätten ja lieber ihren freund aufgefressen als ihr pferd, aber eingefangen haben sie die pferde gleichwohl und massenhaft nach südafrika verschifft, wo die engländer ab 1899 einen sinnlos-brutalen krieg gegen die buren führten und die buren einen sinnlos-brutalen guerilla-krieg gegen die engländer (die einheimischen werden in den quellen kaum genannt, die haben ja auch nur gelitten), auf jeden fall haben die engländer den ehemals wilden pferden, die im krieg heldenhaft abgeschlachtet wurden, ein denkmal gesetzt in port elisabeth - in diesem krieg wurde ein foto gemacht von drei australischen krankenschwestern, die in den Konzentrationslagern (auch eine erfindung dieser zeit) die frauen und kinder der kämpfenden buren beim sterben an diversen seuchen begleiteten, zusammen mit einem isabellfarbenen hund (auf dem foto natürlich schwarz-weiss) mit zwei gegenläufigen wirbeln auf dem rücken, das erste bild des rohdesian ridgeback, einer mischung aus dem hund der hottentotten und den hunden, die die buren (also siedler aus den niederlanden) im 16. jahrhundert mitgebracht hatten um ihrer leidenschaft, der jagd, auch in den neuen heimat zu frönen; eine mischung also, die sowohl die klimatischen extreme wegstecken konnte, den hof gegen unerwünschte eindringlinge schützte und im rudel sogar zur jagd auf löwen eingesetzt werden konnte - ist übrigens auch als familienhund sehr geeignet, in deutschland und england allerdings auf dem index der kampfhunde gekommen, in tschechien habe ich eben einen dieser liebreizenden hunde kennengelernt, er gehört einem altpunk und aussteiger, der in einem dieser verlassenen dörfer an der österreichisch-tschechischen grenze in einer hütte wohnt, zusammen mit hund und pferd (das übrigens isabellfarben ist) und von allen nur der indianer genannt wird wegen seinem irokesenschnitt, der lag also besoffen in seinem garten und sein hund heisst atta weil er am 11. sept. 2001 zur welt gekommen ist, aber das ist schon wieder eine andere geschichte, denn eigentlich wollte ich noch erzählen, dass die wilden pferde, welche nach dem burenkrieg noch übriggeblieben waren, nun massenweise nach europa verschifft wurden wegen dem 1. weltkrieg, auch stacheldraht wurde da gebraucht und die neuen maschinengewehre erst recht, und weil der krieg in den schützengräben so langweilig war und so lange gedauert hat, haben einige begabte soldaten angefangen, pferde-kadaver zu basteln, auf dem schlachtfeld auszulegen und einen sniper reinzustecken, der konnte durch ein loch im bauch des kadavers auf die feinde schiessen - wahrhaft eine zeitgenössiche form des trojanischen pferdes, der moderne durchaus angepasst. Übrigens: muybridge erschoss den liebhaber seiner frau mit einer smith&wesson nr. 2, nicht mit einem colt. es gibt in südafrika ein weingut mti dem namen schwerpenheuvel auf einem amerikanischen friedhof wurde am stamm eines baumes (redwood) das bild der jungfrau maria entdeckt, und ein paar tage später auf dem stumpf eines abgesägten astes eines baumes am anderen ende des friedhofs ebenfalls. seither pilgern die leute hin und beten und machen videos und fotos. in polen wurde das bild der jungfrau maria im fensterglas eines wohnhauses entdeckt. die hottentotten waren die ersten einwohner, denen die siedler nach ihrer landung am kap der guten hoffnung begegnet sind. sie stammen ursprünglich aus dem gebiet der grossen seen bzw. am oberlauf des nils, aegypten, sudan, oder sogar von einer südseeinsel... leyland stanford verlor seinen einzigen sohn bei einem unfall in italien. dieser sohn ist in der nacht nach seinem ableben stanford erschienen und hat ihn gebeten, gutes zu tun für die menschen, worauf dieser die universtiät stanford gegründet hat. mit muybridge hat er sich zerstritten bzw. muybridge sich mit stanford, weil stanford zusammen mit einem gewissen stillman das buch «the horse in motion» herausbrachte, in dem muybridge nur nebenher erwähnt wurde. dieser stillman war übrigens zugegen bei der exhumierung eines gewissen phineas gage zugegen, dem zu lebzeiten eine eisenstange mitten durchs vorhirn geschrammt war was eine gewisse persönlichkeitsänderung zur folge hatte: reizbarkeit, risikofreudigkeit, unkontrollierbare gemütsschwankungen etc. die verteidigung übrigens auch muybridge zuschrieb (kutschenunfall), was ihn vor dem strang hätte bewahren sollen, aber schliesslich befand die jury, sie könne keinen mann verurteilen für eine tat, die auch die jurymitglieder in der gegebenen situation so oder ähnlich verübt hätten. Im nachhinein sind wir dieser jury dankbar, denn hätte man muybridge gehängt, wüssten wir heute nicht, ob die pferde alle vier hufe in die luft kriegen oder nicht. Julia butterfliy sass zwei jahre lang auf einem riesigen alten redwoodbaum in über 50 m höhe. alle zwei tage kam das bodenteam und brachte ihr batterien für handy und labtop und exxen und entsorgte ihre abfälle. sie kam erst wieder herunter, als der baum unter schutz gestellt wurde. vor einiger zeit wurde der stamm mit einer motorsäge schwer verletzt. die polizei sucht vergebens nach den tätern. chris marker erwähnt in seinem film sans soleil Hitchcocks vertigo und die spirale der zeit im haar von kim novak und die szene im park der redwood-riesen vor dem riesigen baumteller mit den jahrringen... die beiden älstesten ausgestopften pferde stehen im der armurerie des königlichen museums in brüssel. auf der stute sei isabelle bei ihrem feierlichen einzug in brüssel 1599 5. sept. gesessen, auf dem hengst der liebe albert - aber da gibt es einige zweifel, denn der hengst (übrirgens weiss) habe dem Albert bei der belagerung von ostende 1601-04 das leben gerettet indem er mit dem hals die tödliche musketenkugel aufgefangen habe und ein jahr später starb, was aber gar nicht möglich war, weil (nach neusten röntgenaufnahmen) die aorta durchtrennt war der hengst also noch auf dem schlachtfeld verblutet ist - aber vielleicht war das auch bei der schlacht bei nieuport in 1600, da ist man sich nicht ganz sicher, auf jeden fall hat der älteste ausgestopfte hengst der welt ein loch im hals, und das eine hinterbein ist so angewinkelt, dass - wollte man dies bei einem lebenen pferd tun, man die achillessehne zuerst durchtrennen müsste. es ist überhaupt erstaunlich, wie unmöglich die meisten pferdestandbilder und ihre reiter dastehen, auch die meisten pferdedarstellungen in der malerei unterstellen den pferden bewegungen, denen sie nicht fähig sind: beliebt war die sogenannte Dummy-Stellung: vorderläufe nach vorne, hinterläufe nach hinten gestreckt. Warum die isabelles stute und alberts hengst überhaupt ausgestopft wurde ist nicht geklärt, vielleicht einfach deshalb, weil es möglich war?
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